Als Ergotherapeutin ist es meine Aufgabe, Kinder bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. Bei meiner Arbeit an der Grundschule kann ich dieser Aufgabe direkt dort nachkommen, wo Kinder alltäglich viele Stunden verbringen!
Häufig werde ich von Eltern, PädagogInnen und KollegInnen gefragt, wie wir meine Kooperationsstunden an der Grundschule genau nutzen. In diesem Beitrag gebe ich einen kleinen Einblick in die praktischen Inhalte meiner ergotherapeutischen Entwicklungsberatung, die ich seit Sommer 2022 an einem Vormittag pro Woche an der Agnes-Karll-Grundschule in Embsen anbieten darf.
Das Ziel meiner Arbeit an der Grundschule ist es immer, die Bewältigung des Schulalltags nicht nur für die Kinder sondern auch für die Lehrkräfte und Pädagogischen MitarbeiterInnen der Schule ein bisschen leichter zu machen. Gemeinsam mit ihnen möchte ich unterschiedliche kleine sinnvolle Anregungen zur Entwicklungsförderung in den Alltag von vielen Kindern bringen. Eine solche präventive und interdisziplinäre Zusammenarbeit macht gerade in Zeiten der Inklusion großen Sinn. Ein zukunftsweisendes Projekt, das mir so sehr am Herzen liegt! Einige grundsätzliche Informationen zur ergotherapeutischen Entwicklungsberatung finden sich hier.
Bei meinen Besuchen im Unterricht darf ich immer wieder neue kleine Bewegungsspiele anbieten. Diese werden gemeinsam mit den Lehrkräften auf den individuellen Bedarf der Klassen angepasst. Sie dienen nicht nur der Förderung verschiedener motorischer Basiskompetenzen, sondern schaffen auch wichtige Voraussetzungen für anschließendes schulisches Lernen. Ich freue mich besonders zu erleben, wie die erlernten Bewegungsspiele von den Lehrkräften auch außerhalb meiner Besuche in den Unterricht integriert werden, und die dadurch erreichten Fortschritte bei den Kindern zu sehen. Beliebt bei vielen Kindern sind z.B. "Unser Lernzauberspruch" oder "Das Handgewitter".
Auf der Unterstützung der Schulanfänger und ihrer Lehrkräfte in den ersten Klassen liegt in jedem Jahr ein besonderer Schwerpunkt.
Tipps und Tricks aus der ergotherapeutischen Praxis helfen hier vielen Kindern bei den ganz normalen kleinen Anfangsschwierigkeiten, zum Beispiel im Schreiblernprozess. Natürlich kommen hier auch meine vielen Materialien zur Förderung der Schreibmotorik immer wieder zum Einsatz. Weitere Informationen zum Thema finden sich in dem Beitrag: Sinnvolle Unterstützung beim Schreiben lernen
Ausdauernd und konzentriert zu arbeiten sowie dabei planvoll und strukturiert vorzugehen sind typische Herausforderungen für viele Grundschulkinder. Auch hier erarbeite ich gemeinsam mit den Lehrkräften, wie wir mit kleinen Alltagshelfern und sinnvollen Strategien individuelle Unterstützung anbieten können. Aus einigen dieser Strategien habe ich das Materialpaket zum selbständigen Arbeiten entwickelt. Es kommt besonders in den 3. und 4. Klassen regelmäßig zum Einsatz.
Besonders viel Freude bereitet mir die Zusammenarbeit mit dem engagierten Kollegium der Agnes-Karll-Grundschule. Bei den Lehrkräften besteht ein großes Interesse an den Inhalten meiner Arbeit und eine bemerkenswerte Offenheit, neue Anregungen im Schulalltag zu verankern. Auch mit den Pädagogischen Mitarbeiterinnen stehe ich immer wieder im Austausch. Sie konnten bereits einige neue Angebote zur Entwicklungsförderung in die Mittags- und Nachmittagsbetreuung integrieren. Eine Mitarbeiterin für die Sprachförderung der Flüchtlingskinder durfte ich über einen stabilisierenden und traumasensiblen Umgang mit diesen Kindern aufklären.
Natürlich könnte ich als Ergotherapeutin auch gut eine Förderung in Kleingruppen für unterschiedliche Entwicklungsbereiche anbieten. Um den geringen Stundenumfang meiner Arbeit möglichst sinnvoll zu nutzen, liegt mein Schwerpunkt aktuell jedoch auf der Schulung der Fachkräfte, die dann die Möglichkeit haben, neue Anregungen in den Alltag von vielen Kindern zu bringen.
Neben der Förderung von Basiskompetenzen im Bereich der Motorik, Sensorik und Selbstregulation liegt es mir besonders am Herzen, zu einem angenehmen, sozialen Miteinander und günstigen Lernbedingungen beizutragen. Dazu durfte ich zum Beispiel eine “Wand der guten Taten” im Eingangsbereich der Schule einrichten und Projekte wie den “geheimen Freund” zur Förderung des Zusammenhalts in einzelnen Klassen initiieren.
In der Beratung der Fachkräfte erlebe ich immer wieder, wie gut sich das Wissen und die Erfahrungen aus der Grundschulpädagogik und der Ergotherapie gegenseitig sinnvoll ergänzen. Häufig kläre ich hier zum Beispiel über die verschiedene Entwicklungsgrundlagen für unterschiedliche Bereiche schulischen Lernens und passende Möglichkeiten zur Entwicklungsförderung im Alltag auf.
Eine wertschätzende Grundhaltung und ein ressourcenorientierter Blick auf alle Beteiligten sind mir hierbei besonders wichtig. Gemeinsam suchen wir immer wieder nach dem guten Grund und den Entwicklungsbotschaften, die hinter dem Verhalten der Kinder stecken und erarbeiten dann sinnvolle Strategien für den Alltag.
Einmal im Jahr habe ich die Gelegenheit, einen Informationsabend für die Eltern der zukünftigen ersten Klassen anzubieten. Dort informiere ich über die verschiedenen Bereiche der Schulfähigkeit und sinnvolle Möglichkeiten der Schulvorbereitung und stehe den Eltern für ihre Fragen zur Verfügung. Weitere Informationen dazu enthält dieser Beitrag: Die vier Entwicklungsbereiche der Schulfähigkeit
Passende Informationsmaterialien und Spielanleitungen zu den Inhalten meiner Arbeit stehen den Eltern über die Bildungscloud der Schule zur Verfügung oder werden individuell passend von den Lehrkräften weitergegeben. Eine gezielte Beratung einzelner Eltern zur Entwicklung Ihres Kindes ist leider aufgrund des geringen Stundenumfanges aktuell nicht möglich, um so wichtiger ist mir eine Aufklärung über leicht verständliches Informationsmaterial und sinnvolle Spiel- und Übungsideen für den Alltag.
Über die positiven Rückmeldungen zu meiner Arbeit aus dem Kollegium und der Elternschaft der Grundschule freue ich mich sehr. Noch viel schöner finde ich es zu erleben, wie viele sinnvolle kleine Anregungen zur Entwicklungsförderung schon Einzug in den Alltag der Grundschule gefunden haben und wie diese von den engagierten Fachkräften weitergetragen werden. Diese Erfahrungen motivieren mich sehr, weiter für derartige Kooperationsprojekte zu werben und mich für ihre Finanzierung einzusetzen. Es gibt noch so viele weitere Möglichkeiten, unser Wissen und unsere Erfahrungen aus der Ergotherapie sinnvoll in die Grundschulen einzubringen.
Ich freue mich außerdem sehr, dass sich viele KollegInnen aus den Grundschulen und Therapiepraxen für eine professionelle, interdisziplinäre Zusammenarbeit interessieren und einsetzen. Es ist immer wieder schön, von diesen KollegInnen zu hören. Hoffentlich sind die auf dieser Seite geteilten Informationen und Materialien dabei eine sinnvolle Unterstützung und motivieren zur Umsetzung weiterer Projekte.
Bringen wir alle gemeinsam sinnvolle Anregungen zur Entwicklungsförderung in den Alltag von vielen Kindern!
Alles Liebe
Jana
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