Welches Spielzeug macht Sinn? Brauchen Kinder überhaupt Spielzeug, und wenn ja, wieviel und vor allem welches? Diese Fragen stellen sich wohl die meisten Eltern immer wieder, insbesondere wenn ein Geburtstag oder Weihnachten vor der Tür steht.

Grundsätzlich brauchen gerade kleine Kinder nur wenig oder sogar kein Spielzeug. Sie beschäftigen sich oft wunderbar damit, ihre Umgebung zu erkunden und spielen ausdauernd mit alltäglichen Gegenständen, wie z.B. Löffel, Schüssel, Wäscheklammern, Tücher...

Je größer die Kinder, umso größer werden oft auch ihre Wünsche. Dabei erleben viele Eltern jedoch auch immer wieder, dass manche Spielsachen schnell uninteressant werden und nur noch herumliegen. In der folgenden Übersicht habe ich einige grundlegende Kriterien für ein gutes Spielzeug gesammelt, an dem Kinder lange Freude haben. Anschließend stelle ich Ideen für sinnvolle Spielsachen aus unterschiedlichen Bereichen vor und gebe Tipps und Anregungen aus meiner Erfahrung als Ergotherapeutin und Mutter.

Kinder lieben und brauchen Bewegung! Regelmäßige Bewegung ist eine wichtige Grundlage für eine gesunde körperliche, aber auch geistige und psychische Entwicklung unserer Kinder. Die BZgA empfiehlt für Kinder im Alter von 4-6 Jahren täglich mindestens 180 Minuten Bewegungszeit im Alltag. Für Kinder im Alter von 7-18 Jahren wird eine Kombination aus 60 Minuten Alltagsbewegung und 30 Minuten Sport unter Anleitung empfohlen. Es lohnt sich also immer, in Spielangebote zur Bewegungsförderung zu investieren. Dabei kann zu entsprechenden Anlässen gut in der Familie für ein größeres hochwertiges Gerät zusammengelegt werden. Es lassen sich aber viele Geräte auch prima 'Second Hand' anschaffen. Unterschiedliche Kleingeräte, wie verschiedene Bälle und Schläger, Seile, Reifen, Säckchen usw. sind besonders vielseitig nutzbar und sorgen immer wieder für Abwechslung. Bei uns wird mit verschiedensten Seilen sehr ausdauernd Pferd und Hund gespielt.

Auch mit Straßenmalkreide lassen sich schnell und einfach viele tolle Bewegungsspiele anbieten. Schau dafür gerne mal in die Beiträge Hüpfspielideen mit Kreide und Hüpfspiele zur Entwicklungsförderung.

Außerdem hat sich bei uns ein Deckenhaken zum Anbringen einer Schaukel sehr bewährt. Auf einer Netzschaukel habe ich unsere Kinder (unter Aufsicht) schon als Baby geschaukelt, und sie ist immer noch sehr beliebt. Auch ausgediente Matratzen oder Polster sind prima zum Toben und Aufbau von Bewegungsparcours geeignet. 

Kleinkinder fangen im Alter von ca. 2 Jahren an, das Verhalten von Erwachsenen zu imitieren. Jetzt möchten sie alles genauso haben und machen wie die Großen. Spielsachen wie Kinderküche oder Arztkoffer sind in diesem Alter sehr beliebt und eignen sich sehr gut zur Sprachförderung. Natürlich sind auch Utensilien aus unserer Küche als Spielzeug oft wunderbar geeignet und es ist ganz großartig, wenn die Kinder jetzt bei Arbeiten im Haushalt mitmachen und helfen dürfen. Kindergartenkinder beginnen ab einem Alter von ca. 4 Jahren immer mehr, auch in Rollenspielen zu spielen. "Vater, Mutter, Kind", "Einkaufsladen" und "Krankenhaus" sind beliebte Klassiker. Viele Spielsachen, die vorher für Imitationsspiele genutzt wurden, können jetzt weiter für Rollenspiele verwendet werden. Mit Spielfiguren, Puppen, Tieren und Fahrzeugen wird jetzt ausdauernd gespielt und auch Verkleiden, Theaterspielen und "Eine Vorführung machen" mögen viele Kinder sehr gerne. Eine Verkleidungskiste lässt sich neben Kostümen und Accessoires auch prima kostengünstig mit alten Kleidern, Hüten, Tüchern oder Ketten bestücken. 

Mit Konstruktionsspielen beschäftigen sich viele Kinder intensiv und ausdauernd. Neben der räumlichen Wahrnehmung wird dabei auch die Handlungsplanung, das logische Denken und die Kreativität angeregt - ein ideales Spielzeug zur Entwicklungsförderung.

Dabei können sich mit großen Bausteinen oder Murmelbahnen schon kleine Kinder unter einem Jahr beschäftigen. So sind große Klemmbausteine (z.B. von Lego Duplo) oft ein tolles gemeinsames Spielzeug für Geschwister unterschiedlicher Altersgruppen. Aber auch Alltagsgegenstände, wie z.B. Plastikschüsseln und Becher, werden gerne zum Bauen genutzt. 

Kindergartenkinder lieben es oft auch, sich Höhlen aus Decken und Stühlen zu bauen und darin oder darauf herum zu klettern. Unsere Jungs haben um ihren 4.Geburtstag herum wochenlang einen Schwingsessel mit Hocker zusammen mit Stühlen in vielen unterschiedlichen Varianten zu Fahrzeugen aufgebaut.

Je älter die Kinder werden, umso komplexer werden die Bauwerke und umso kleiner dürfen die einzelnen Bauteile sein. Auch das Bauen nach Anleitung ist bei vielen Grundschülern beliebt. Um auch noch größere Kinder für das Bauen und Konstruieren zu begeistern, ist es außerdem sinnvoll, möglichst viel Baumaterial zur Verfügung zu haben. Es ist hier sinnvoll, statt vieler verschiedener Spielsachen lieber mehr Baumaterial von einer Sorte anzuschaffen. Andere Materialien sind dann im Kindergarten oder bei Freunden umso interessanter. Vielleicht lässt sich sogar mal für eine Zeit Spielzeug tauschen.

Neue Anregungen zum Spielen mit Bausteinen findest du auch in dem Beitrag Spielideen mit Holzbausteinen

Erste kreative Bastelarbeiten können wir schon Kleinkindern ca. ab dem 2. Geburtstag anbieten. Hier eignen sich z.B. kurze, dicke Bunt- und Wachsmalstifte oder auch Fingerfarben. Auch für Knete lassen sich Kinder schon früh begeistern. Sie lässt sich mit dem Rezept für selbstgemachte Kinder-Knete leicht herstellen und bietet Kindern bis ins Grundschulalter eine tolle Möglichkeit zur ausdauernden Beschäftigung und Feinmotorikförderung. 

Es gibt viele verschiedene tolle Angebote für Bastel- und Werkmaterial, die sich immer als schöne Geschenkidee für Kindergarten- und Grundschulalter eignen und eine Möglichkeit für gemeinsame Projekte in der Familie bieten.  Aber auch viele kostenfreie oder günstige Materialien eignen sich zum Basteln und Gestalten. Genutzt werden können z.B. Klopapierrollen, leere Kartons, Dosen, Schachteln und Milchpackungen, aber auch Naturmaterialen wie Äste, Tannenzapfen, Steine und Blätter. Oft reicht es den Kindern, das Material bereitzustellen.  

Es gibt unzählige tolle Bücher mit Anleitungen zum Basteln, Werken und Experimentieren. Auch im Internet gibt es viele Ideen. Kleinen Forschern kann man außerdem z.B. mit einer (Becher-)Lupe, einem Fernglas oder einem Experimentierkasten eine Freude machen.

Die ersten einfachen Bilderbücher können bereits vor dem ersten Geburtstag angeschaut werden. Später werden dann größere Bilder- oder Wimmelbücher angeschaut und immer längere Geschichten erst vor- und später selbst gelesen.

Vorlesen ist nicht nur eine sehr gute Möglichkeit zur Sprach- und Konzentrationsförderung, es bietet Eltern und Kindern auch die Chance, gemeinsam zur Ruhe zu kommen und ihre Bindung zu stärken. Es lohnt sich immer, gemeinsam eine Bücherei oder einen schönen Buchladen zu besuchen. In dem großen Angebot von Büchern lässt sich für jeden Kinder- und auch Elterngeschmack etwas finden. 

Auch Gesellschaftsspiele sind in vielen Familien sehr beliebt. Sie eignen sich prima als gemeinsame Familienaktivität und bieten viele Möglichkeiten zur Entwicklungsförderung. Auch hier lohnt es sich, sich Tipps im Fachgeschäft oder bei anderen Familien zu holen. Vielleicht kennst du auch schon meine Reihe mit den besten Konzentrationsspielen bei Instagram?

Puzzeln ist eine tolle Möglichkeit zur Förderung der räumlichen Wahrnehmung. Es gibt tolle Puzzle in unterschiedliche Schwierigkeitsstufen und mit vielen verschiedenen Motiven. Um Frust zu vermeiden, sollten die Puzzle nicht zu schwer sein und die Teile gut ineinander halten. Auch eine Motivvorlage kann eine große Hilfe sein. 

Ein weiterer Klassiker unter den Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken sind Musikinstrumente. Für kleine Kinder eignen sich hier besonders einfache Rhythmusinstrumente wie Rasseln und Trommeln. Größere Kinder haben oft die Möglichkeit, ein Musikinstrument vor der Anschaffung in Musikschulen auszuprobieren und zu leihen.

Steht das Weihnachtsfest oder ein Geburtstag bevor, werden wir Eltern oft von Freunden und Verwandten gefragt, womit sie unseren Kindern eine Freude machen können. Damit die Kinder nicht mit zu vielen Spielzeuggeschenken bedacht werden und das Kinderzimmer überfüllt wird, bieten sich die folgenden Alternativen an. 

Ich hoffe meine Ideen und Hintergrundinformationen haben etwas Überblick in das große Spielzeugangebot gebracht und helfen eine sinnvolle Auswahl zu treffen, an der die Kinder lange Freude haben. 

Die Übersichten aus diesem Beitrag findest du auf dem folgenden Informationsblatt noch einmal zusammengefasst. Nutze gerne den kostenfreien Download, um es auch zur Elternberatung auszuhängen oder weiterzugeben.

Viel Freude beim Spielen wünscht dir 

Jana