Die Wahrnehmung unseres eigenen Körpers über die körpernahen Basissinne bildet eine wichtige Grundlage für die Entwicklung unserer Kinder. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel eine kleine theoretische Einführung zu diesem Thema geben.
Die Aufnahme von Sinnesreizen, die Weiterleitung dieser Sinnesreize zum Gehirn und ihre dortige Verarbeitung wird als Wahrnehmung (oder auch Sensorisch Integration) bezeichnet. Sinnesreize, die aus der Umwelt stammen, werden über die sogenannten Fernsinne (z.B. Sehen oder Hören) wahrgenommen. Die Nahsinne (auch Basissinne) nehmen Informationen aus dem eigenen Körper oder dessen unmittelbarer Nähe auf. Sie helfen uns so, unseren Körper gut zu spüren und ein sicheres Bild unseres Körpers im Gehirn, das sogenannte Körperschema, auszubilden.
Eine gute Wahrnehmung des eigenen Körpers ermöglicht uns, Bewegungen sicher zu steuern und ist so eine wichtige Voraussetzung für eine reife Motorik. Jede Bewegung vermittelt neue Sinnesreize und hilft dadurch die Körpereigenwahrnehmung zu verbessern. Sinnesreize aus den Basissinnen können die Regulation der Körperspannung unterstützen, so dass sich eine Verbesserung der Körpereigenwahrnehmung meist auch positiv auf die Regulation der Körperspannung und eine aufrechte Körperhaltung auswirkt.
Auf diese Weise sind die Entwicklung von Körperwahrnehmung und Motorik eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.
Eine gute Verarbeitung der Sinnesreize aus den Basissinnen (Nahsinnen) bildet eine wichtige Grundlage für die optimale Entwicklung und Funktion der Fernsinne. Eine sichere Wahrnehmung des eigenen Körpers und damit ein reifes Körperschema (innere Landkarte des Körpers) ist außerdem eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung vieler Schulfähigkeiten (z.B. Konzentration, räumliche Wahrnehmung).
Zu den drei Basissinnen gehören:
Das taktile System (Oberflächensensibilität
Das taktile System ist das erste reagierende Sinnessystem des Menschen. Schon ab der 5. Schwangerschaftswoche beginnt es zu arbeiten. Es besteht aus vielen kleinen Sinneszellen in unserer Haut. Mit ihnen nehmen wir Berührungen, Druck, Hitze, Kälte und Schmerz wahr und können unterschiedliche Oberflächen ertasten. Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Sie bildet die Grenze unseres Körpers und hilft uns eine Vorstellung von unserem Körper zu erhalten (Körperschema).
Das vestibuläre System
Das vestibuläre System (auch Gleichgewichtssystem) ist ein Organ mit drei Bogengängen. Es liegt im Innenohr und beginnt bereits in der 9. Schwangerschaftswoche zu reagieren. Das vestibuläre System liefert uns Informationen über die Stellung unseres Kopfes im Raum und reagiert auf Bewegungen in alle Richtungen ebenso wie auf passives bewegt werden (z.B. im Fahrstuhl oder Auto). Durch die ständige Auseinandersetzung mit der Schwerkraft nimmt das vestibuläre System pausenlos Informationen auf und dient uns so als wichtiges Bezugssystem zum Abgleich anderer Sinnesinformationen. Das vestibuläre System hilft uns bei der Aufrichtung gegen die Schwerkraft, der Regulation der Körperspannung und beim Halten des Gleichgewichts.
Das propriozeptive System (die Tiefensensibilität)
Zum propriozeptiven System gehören der Stellungssinn, der Kraftsinn und der Bewegungssinn. Das propriozeptive System informiert uns über den Spannungszustand unserer Muskeln und Sehnen, über die Stellungen unserer Gelenke und unseres Körpers. Es reagiert vor allem auf Druck und Zug und hilft, Bewegungen sicher auszuführen und unsere Kraft zu dosieren. Besonders viele Sinneszellen des propriozeptiven Systems befinden sich in den Handinnenflächen, in den Fußsohlen und im Nacken. Das propriozeptive System hilft uns bei der Regulation der Körperspannung. Gemeinsam mit dem vestibulären System unterstützt es uns beim Halten des Gleichgewichts.
Viele Anregungen zur praktischen Förderung der Körperwahrnehmung über die drei Basissinne finden sich in der Ideensammlung unter der Kategorie Wahrnehmung.
Viel Freude beim Entdecken und Ausprobieren meiner Ideen zur Entwicklungsförderung im Alltag.
Alles Liebe
Jana
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